Ich hab Angst vor jedem Shooting

Manches Mal denke ich mir, es wäre toll wenn es eine Art Selbsthilfegruppe für Fotografen gäbe. Ich bin mir nämlich ziemlich sicher, dass ich nicht der einzige bin, dem es so geht. Vor jedem Shooting dieses Bauchkribbeln, hoffentlich bekomme ich das hin.

Da stell ich mir gleich die Frage, warum ist das so?

In den klassischen Standard-Situationen, in denen es um Bewerbungsfotos, etc. geht habe ich dieses Gefühl nicht. Vermutlich liegt es daran, dass diese Shootings Routine sind. Da hoffe ich meistens nur, dass die Chemie stimmt und ich es schaffe, eine lockere Atmosphäre zu schaffen, damit die Person auch nett lächelt.

Aber ganz anders sieht es bei mir bei komplexen, geplanten Shootings aus. Dinge, wo man eigene Ideen umsetzen möchte.

Einer der Gründe könnte sein, etwas zu tun was man davor noch nie gemacht hat. Dann kommen die Fragen wie, bringe ich zu viel oder zu wenig Ausrüstung mit, funktioniert alles so wie es soll, hoffentlich verstehe ich mich mit den Teilnehmern (Models, Visagisten, etc.) Ich denke die Unsicherheit kommt daher, da ich nicht genau weiß, was mich erwartet.
Doch genau in dem Moment ist es wicht, Selbstbewusstsein auszustrahlen. Und zwar gleich am Anfang des Shootings. Dabei hilft mir besonders, am Beginn des Shootings ein paar Safe-Pics zu schießen. Besonders bei Models, die ich noch nicht kenne.

Man stelle sich nur mal vor, man ist Model und der Fotograf sagt:
„Schau mal so, versuch mal das, nein doch nicht, dreh dich um, das könnten wir auch probieren, und und und…..“ Das ganze kombiniert mit permanent an der Kamera einstellen, Blitze hin und her richten, etc… das Model hat nach ein paar Minuten kein Vertrauen und keine Lust mehr und das Shooting ist gelaufen.

Klare, selbstbewusste Anweisungen fürs Model – selbst bei kompletter Ahnungslosigkeit

 

Angst kann aber auch Wachstum bedeuten

Wer meine Bilder und Facebook Seite verfolgt hat, dem wird hoffentlich eine deutliche Verbesserung meiner Arbeit im Laufe des letzten Jahres aufgefallen sein.
Ich versuche mich nämlich ständig neu zu fordern. Ich lese mich in viele Dinge hinein, probiere aus und bereite mich sehr gut vor. Immer wieder stehe ich abends oder nachts bei mir im Wohnzimmer oder im Garten vor meinen Blitzen und probiere Sachen aus. So manch alter Besen muss dabei oft als Model herhalten. Der Grund dafür ist, dass ich dabei weder Zeit- noch Erfolgsdruck habe. Und dies Dingen gehen meistens in die Hose. 😀
Durch dieses ständige Probieren lerne ich aber sehr viel und sammle Routine. Ich bekomme ein Auge für Details und ein Bauchgefühl für Lichtformer und -stärken.
Mir liegt sehr viel daran, nicht immer und immer wieder die gleichen Lichtsetups, dieselben Lichtformer, etc. zu verwenden, denn würde ich das tun, dann würde ich nichts lernen! Denn ich mache ja dann nur was ich schon kann.
Und DAS ist aus meiner Sicht einer der Gründe, warum so viele erfolgreiche Fotografen Projekte machen. Von Wong und Joel Grimes sind da international bekannt, bei uns kennen die meisten wohl Calvin Hollywood, Benjamin Jaworski und Alexander Heinrichs.

Mein Tipp für mehr Selbstvertrauen

Mir hat es gerade anfangs sehr geholfen, dass ich viele (Youtube) Videos gesehen habe, in denen man andere Fotografen beim Arbeiten beobachten kann.
Besonders eben auch die Videos von Benjamin Jaworski und Alexander Heinrichs. Gerade bei Videos Benjamin Jaworski hab ich das Gefühl, so schaffe ich das auch. Diese lockere Art mach einfach Spaß anzusehen. Man merkt ihm an, dass er auch gerne probiert und vermutlich genauso viele Pannen hat, man sieht auch wie er rumwurschtelt.
Das war zumindest bei mir der Punkt, der irgendwann Klick gemacht hat.
Und ich habe eine große auf wienerisch gesagt „große Pappn“ 😀 und behaupte oft leichtfertig, dass ich Dinge kann, die ich nicht kann. Das hilft natürlich – auch wenn mir eben das die Angst macht, dass es irgendwann jemand merkt (Hochstapler Syndrom).

Mein Devise – man lern nie aus und immer wieder üben

Übung macht den Meister, daher auch einfach: Training führt zu Verbesserung – aber nur, wenn man gezielt trainiert. Hinterfragt, optimiert, verbessert.
Einfach mal nur die Kamera mit einem 50mm Objektiv nehmen, sich selbst Aufgaben stellen und losziehen. Wie beim Fotomarathon. Man verlässt seine Komfortzone.
Man vergisst aber leider auch wieder. Daher braucht es ein gewisses Maß an Erfahrung, um auf dem aktuellen Niveau zu bleiben. bzw. mit wachsender Erfahrung braucht es auch wachsende Investitionen, um ein neues Level zu erreichen. Wieviel es braucht ist sicherlich auch individuell und stark von deinem Umfeld abhängig. Ich nutze z.B. gezielt Leerzeiten zum Denken und Träumen. Und nichts klingt mir zu dumm…..alles wird notiert und gespeichert.

Geht nicht, gibt’s nicht! – Mache etwas, das du noch nie gemacht hast – trau dich, Fordere Dich und lerne!

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